Gewonnene Zeit nutzen!

Wednesday, 10. June 2020, 18:39 159181439506Wed, 10 Jun 2020 18:39:55 +0100, Posted by admin1 in Heft 217, No Comments.

Gewonnene Zeit nutzen!


Die Corona-Krise ist gerade im Bildungsbereich noch nicht überwunden. Schutzkonzepte müssen weiterentwickelt und umgesetzt werden.

Von Johannes Gruber

In ihrer Medienmitteilung vom 15.5. zieht die EDK eine positive Bilanz der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts an den obligatorischen Schulen. Als geglückt bezeichnet sie auch die unterschiedlichen Wege der Umsetzung in den Kantonen: «Diese Unterschiede entsprechen unserem föderalen System und erweisen sich auch in der aktuellen Situation als hilfreich: Die Kantone können den unterschiedlichen Gegebenheiten mit unterschiedlichen Lösungen begegnen.»
Dokumentiert ist dies auch in der vorliegenden «vpod bildungspolitik 217»: Während Zürich wie die Westschweizer Kantone bis zum 8. Juni mit Halbklassenunterricht arbeitete, nahmen Basel-Stadt und Basel-Land den regulären Präsenzunterricht bereits am 11. Mai wieder auf, Bern wiederum startete mit Halbklassenunterricht und ging dann rasch wieder zum Regelbetrieb über. 

Schutz der Lehrpersonen prioritär

Unterschiedliche Einschätzungen herrschten auch innerhalb der Regionen des VPOD; diese hatten zur Auswirkung, dass der Verband zu der zentralen Frage der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts keine nationale Position verabschiedete. Einigkeit besteht über alle Unterschiede hinweg jedoch bei der Frage, dass der Gesundheitsschutz der Lehrerinnen und Lehrer eine hohe Priorität hat, insbesondere der besonders gefährdeten. 

Die jeweiligen Konzepte von Kantonen und Schulen dürfen beim Schutz der Lehrpersonen keine Interpretationsspielräume bieten, damit kein Druck auf diese entsteht, auf angemessenen Schutz «freiwillig» zu verzichten. Ohnehin können Schutzkonzepte in der Realität wohl nicht immer konsequent eingehalten werden. Und manche Fragen wie zum Beispiel zum Umgang mit Arbeitnehmenden, in deren Haushalt gefährdete Personen leben, sind weiter ungelöst. 

Aus welchen Gründen auch immer sind im Kanton Zürich sehr viel weniger Lehrpersonen aus Gefährdungsgründen ausgefallen, als von der Bildungsdirektion erwartet. Ob dies die Folge von äusserem Druck oder eigenem Wunsch der Lehrpersonen war, ist schwer zu sagen. Wo verläuft die genaue Grenze zwischen beiden? 

Damit Fragen zum Schutz geklärt werden können, braucht es in den Kantonen zuständige Ansprechstellen für Arbeitnehmende. Es ist wichtig, dass diese Aufgabe von einer neutralen Stelle wahrgenommen wird, denn Schulleitungen können diese aufgrund von Befangenheit nicht wahrnehmen.

Kriterien für allenfalls notwendige Schulschliessungen?

Ob die Rückkehr zum Präsenzunterricht tatsächlich nachhaltig die von der EDK beschriebene Erfolgsgeschichte sein wird, muss sich erst noch weisen. Rückschläge wie die Ende Mai erfolgte Covid-19-Infektion zweier Schulkinder in Basel-Stadt wird es wohl noch länger geben. Aus Israel wird im Moment berichtet, dass bereits nach wenigen Wochen viele Schulen aufgrund steigender Infektionszahlen wieder geschlossen werden müssen. 

Eine solche Entwicklung ist auch bei uns im Bereich des Möglichen. Deswegen ist die EDK gefordert, klare Kriterien dafür zu entwickeln, unter welchen Bedingungen die Schulen wieder geschlossen werden müssten. Die EDK muss definieren, welche Schwellenwerte bei den Ansteckungen (Kanton, Gemeinde, Schulhaus) hierfür gelten sollen. Dies wäre ein wichtiger Beitrag, eine «zweite Welle» möglichst zu verhindern oder zumindest wirkungsvoll einzuschränken.   


Foto: Yvonne Tremp

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